Einblicke in die Gaming-Welt
25. Januar 2023
Die formatio Denkmanufaktur stand am Mittwoch, 25. Januar 2023 ganz im Zeichen des Gamings. Das «Zocken» ist für sehr viele Kinder und Jugendliche eine Lebensrealität, die die Erwachsenen oft ratlos zurücklässt. Worin liegt eigentlich der Reiz des (Online-)Gamings? Was spielen unsere Jugendlichen zurzeit gerne und ist dies alles wirklich so negativ konnotiert, wie es sich in den Diskussionen in den Familien häufig anfühlt?
Marius Müller, diplomierter Sozialpädagoge mit Fachexpertise im Bereich der Medienpädagogik, erörterte genau diese Fragen im Rahmen eines Vortrags bei der formatio Denkmanufaktur, zu dem viele Interessierte in die formatio Privatschule nach Triesen gekommen waren. Gleich zu Beginn machte er klar, dass er an diesem Abend vor allem Berührungsängste von Eltern abbauen möchte, da das Interesse an dem, was das eigene Kind macht, eine wichtige Basis für die Beziehungsarbeit sei. Deshalb hat der Sozialpädagoge verschiedene Spiele, die momentan sehr beliebt sind, in den Fokus gestellt und kurz beschrieben, worum es dabei eigentlich geht.
Anhand dieser Beispiele aus der Praxis wurden auch mögliche Gefahren aufgezeigt, auf die man beim Spielen treffen könnte. So erklärte Müller etwa das System von In-App-Käufen, bei denen für virtuelle Güter echtes Geld ausgegeben werden kann, ebenso wie das Problem von nicht altersadäquaten Inhalten oder der unangemessenen Kontaktaufnahme über Chats. Mit den Kindern und Jugendlichen sollte sehr offen über diese Gefahren gesprochen werden und gemeinsam überlegt werden, was sie tun können, um sich davor zu schützen. Nur so können sie in einer Welt voller virtueller Räume kompetente Userinnen und User werden.
Sehr oft bleibt es beim Thema Gaming und Onlinekonsum von Jugendlichen beim Aufzählen der Gefahren, was der Sozialpädagoge in seinem Vortrag bewusst anders anging. Abschliessend zu jedem Beispiel präsentierte er deshalb auch Kompetenzen, die die Jugendlichen im Spiel erwerben können. Diese reichen von Hand-Augen-Koordination über den Ausbau der räumlichen Vorstellungskraft bis hin zur Kommunikationsfähigkeit und dem Wortschatzaufbau im Englischen. Als wichtigste Bausteine für den Umgang mit dem «zockenden» Kind, strich Marius Müller die gemeinsame Kommunikation und das Interesse der Eltern heraus.
Es ist nicht das Ziel, dass Eltern selbst die Games ihrer Kinder spielen können, sie sollten sich aber offen und interessiert zeigen. Dies ermöglicht eine gute Gesprächsbasis, in der die Jugendlichen vielleicht auch selbst einmal etwas preisgeben möchten und Einblicke in das geben, was sie tun. Bei jüngeren Kindern sei die Begleitung durch Erwachsene besonders wichtig, dabei könnten auch Zeitlimits oder eigene Family Accounts sinnvoll sein, damit das Kind etwa am Smartphone nicht völlig auf sich allein gestellt ist. Auch hier gilt es, dass Erwachsene nicht aufgeben sollten, wenn sie sich durch die ganzen digitalen Welten überfordert fühlen, sondern dass sie ihre Kinder auf deren Wegen darin bestmöglich begleiten. Dass die Eltern dies durchaus möchten und sehr interessiert sind, zeigten auch die vielen Fragen, die nach dem Vortrag noch an den Experten herangetragen und beim gemeinsamen Apéro in gemütlicher Atmosphäre besprochen wurden.
